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Frühwerke

(1969-1976)

Während und nach seinem Studium an der Frankfurter Kunstschule Westend (1969-1975), das er als Meisterschüler bei Carlo Ruppert absolvierte, widmete sich Hans Nauheimer zunächst vor allem der Handzeichnung im Stil des Realismus und der experimentellen Collage.

 

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Schon in seinem Frühwerk hat er sich gesellschaftskritisch mit Themen wie Militär, "Gewalt des Konflikts" und "Vergänglichkeit des menschlichen Körpers" auseinandergesetzt. Diese werden sein ganzes künstlerisches Leben lang Hauptthemen bleiben.

Surreale Phantasie

(1976-1979)

1976 hörte Nauheimer auf zu zeichnen. Anlass war die Kritik eines Humanisten, er zeige in seinen Bildern keine Lösungen und Auswege, sondern konfrontiere die Betrachter zu sehr mit dem Realismus.
"Ich fertigte essbare Collagen aus Schokoladen-Plättchen, Obladen, Glitzer und Glimmer.
Was ich geklebt hatte, malte ich ab", sagte Hans Nauheimer.

Konkreter wurde diese Phase 1979. Er schuf Bilder mit üppiger Ornamentik und beeindruckenden Dekorationen, gelegentlich um Figuratives bereichert. Diese frühen Arbeiten waren von surrealer Fantasie geprägt.

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Pattern painting

(1979-1982)

Die 70er Jahre gelten heute als eine Epoche der Krisen, Umbrüche und Veränderungen. Das Ende des langen Nachkriegsbooms in der Wirtschaft, die Ölpreiskrisen, das Attentat auf israelische Sportler während der Olympischen Spiele 1972 in München, das Ende des Vietnamkriegs und der Terror der RAF, der sogenannte "Deutsche Herbst". Diese Zeit spiegelte sich auch in der Kunst wider. Es war die Suche nach neuen künstlerischen Inhalten, die radikale Kritik und Infragestellung des sozialen, politischen und künstlerischen Systems.


Parallel zu diesem Zeitgeist waren die Werke Nauheimers von Arbeiten mit Symbolik und Mustern geprägt. In dieser Zeit entstanden, ähnlich wie in der Pop Art orientierten amerikanischen Mustermalerei, hervorgehobene Muster, die sich als grafische Elemente zum abstrahierten Charakter verselbständigten.

Ich habe damals bewusst die Komposition verlassen und wandte mich der amerikanischen Kunstform „Pattern  Painting“ zu.

 

Hans Nauheimer

Getreu dem "Pattern-Painting-Prinzip" malte Hans Nauheimer in Anlehnung an die amerikanische Pop-Art bis Mitte der 1980er Jahre tapetenartige Musterbilder.

Radikaler Wandel

(1983-1989)

Diese Zeit wurde stark von politischen, künstlerischen und gesellschaftlichen Strömungen geprägt. Man lehnte sich gegen bestehende Kunststile auf und richtete sich bewusst gegen die etablierte Malerei. Eine gesellschaftliche Minderheit, die die Kunstszene der 80er Jahre stark inspirierte, waren die Homosexuellen, allen voran Warhol und Keith Haring.

Mitte der 80er Jahre löste sich Nauheimer radikal von der „Pattern-Art“ hin zu starken Farben mit expressiver Ausdrucksweise. Es entstanden großformatige Bilder, die stark an Jackson Pollock’s Action-Paintings erinnern, jedoch die Disziplin der Struktur, der Rhythmik und der Farbigkeit des "Pattern Painting" beinhalten.

Diese Loslösung von der etablierten Malerei zeigt sich bei Nauheimer Ende der 80er Jahre in seinen großformatigen Bildern, die an "Pollocks Action Paintings" erinnern, aber die Struktur, den Rhythmus und die Farbe des "Pattern Paintings" beinhalten.
 

In den 90 er Jahren ist Nauheimer diesen Weg weitergegangen: heftige Auseinandersetzung mit Formen und Farben und auch die Verwendung von Collage-Elementen, die in seinen Werken auch die Vergänglichkeit allen Lebens aufzeigen.

Damals zerstörte ich meine Bilder, kippte Farbe darauf und fuhr mit dem Auto darüber, verbrannte sie und füllte die Asche ab. Ich bewahre sie immer noch auf.“

 

Hans Nauheimer

Diesen Abschnitt seines künstlerischen Lebens bewertet Nauheimer nachdenklich:

„Ich malte ein Bild, fotografierte es, übermalte die Fotografie einige Male und fotografierte sie wieder. Schließlich habe ich das Gemälde im Garten mit Terpentin übergossen und angesteckt. Die Asche habe ich eingesammelt und in einem Beutel aufbewahrt.“

Farbenfrohe
Stimmungen

(1990-1992)

Anfang der 90er Jahre setzte Nauheimer diesen Weg der gewaltsamen Auseinandersetzung mit Formen und Farben fort. Die Arbeiten in dieser Zeit erinnern an bunte Flecken, die das Blattwerk von Bäumen und Schlüsselerlebnisse symbolisieren. Dies war eine Weiterentwicklung seiner Technik "Pattern and Painting".

Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine stark farbige, assoziative Symbolik auf der Leinwand aus.

Ohne Themenbindung können die Augen Emotionales besser nachvollziehen

 

Hans Nauheimer

Primitivismus

(1993-1999)

Die 1990er Jahre waren geprägt von der Neuordnung der Welt nach dem Ende des "Kalten Krieges" und dem Zusammenbruch der kommunistischen Ostblockstaaten. Die Kunst der 90er Jahre steht zwischen Aufbruch und Sehnsucht. Charakteristisch ist nicht mehr die Produktion von Dingen, sondern die Verarbeitung von Symbolen, Daten, Worten, Bildern und Klängen. Es kommt zu einem Crossover von Mode und Kunst.

Für Nauheimer ist dies die Zeit der archaischen, monochromen, gipsartigen Bilder, deren monumentale Wirkung einen gewissen Primitivismus sucht. Leben und Tod, das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt im Allgemeinen, die Polarität der Geschlechter im Besonderen, sind Gegenstand der an Höhlenmalerei erinnernden Bilder des Malers.

Dieser Abschnitt des künstlerischen Entwicklungsweges von Hans Nauheimer ab den 90er Jahren stellt die Auseinandersetzung mit Kunststoff-Gipsmassen dar. Schichtweise werden diese lasiert, dann geschliffen, mit dem Stemmeisen bearbeitet und wieder lasiert und wieder gespachtelt, geschliffen und lasiert. Nauheimer will einen diffusen Charakter schaffen.

Er kreierte 20 bis 30 Pfund schwere, in zarten Pastelltönen angelegte Werke. Die Motive werden in das uneben aufgetragene Untergrundmaterial eingeritzt und nicht aufgemalt. Die Motive sind stilistisch von uralten Kulturen der Steinzeit über die Antike bis zum Mittelalter beeinflußt. Es sind archaische, verputzartige Bilder mit monumentaler Wirkung.

Die ausgehenden 90er Jahre sind auch die Jahre seiner Gipsbilder und Rauminstallationen aus Gips. Es sei hier auf ein Triptychon verwiesen: eine dreiteilige Tafel mit 450 von Hand mit Gipsbinden umwickelten Kunststoffbananen.

 

Davor positioniert er eine weiße Frau mit rundlicher Figur, die ihren Kopf mit einem Strahlenkranz ebenfalls aus Bananen lustvoll nach hinten wirft. Das 3-teilige Altarbild wird rechts und links von zwei Votivfahnen mit maskenartigen Gesichtern begleitet. Zu deren Füßen gesellen sich zwei Torsi mit Bananen-Kronen. Umrahmt wird das Ganze von einzelnen kleinen Figuren.

„Ganz in Weiß“ betitelt Nauheimer sein namenloses Werk. Er spricht von Entfremdung. Ihre eigentliche Funktion als Nahrungsmittel haben die Bananen verloren. Durch die Rauminstallation erfahren sie eine Überhöhung.

Das Bananentriptychon soll Kraft und Vitalität symbolisieren. Nauheimer gebraucht das Wort „Lebensspender“.

Rund 4 Monate hat der Künstler an seinem Werk gearbeitet, das aus einem Blitzgedanken heraus, geboren wurde.

Spätwerke

(2000-2010)

Endgültig beendet war die 90er Jahre Stimmung dann am 11. September 2001, denn mit „9/11“ hatte der Optimismus und der grenzenlose Glaube an die Zukunft des Kapitalismus einen harten Rückschlag bekommen.

Der Künstler Hans Nauheimer beendet 2010 seine großartige Schaffenszeit. 2011 und 2012 entstehen noch kleinere Bleistiftzeichnungen.

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